Die Brentano - Ein Roman von Reinhard W. Kroll

Leseprobe 4

„Harry Beckermann ist gestern Abend vor seiner Haustür brutal zusammengeschlagen worden, er liegt in der Medizinischen Hochschule. Die Polizei hat weder eine Erklärung noch Anhaltspunkte. Nachbarn haben offenkundig nichts mitbekommen. Es ist so furchtbar.“ Bert setzt sich. Er hat eine Ahnung. „Hast Du seinen Leitartikel auf Seite eins am Sonnabend gelesen?“

„Ja sicher“, antwortet sie.

„Es könnte einen Zusammenhang geben.“

„Mit dem Kommentar und dem Überfall auf ihn?“

Bert nickt. „Warum sollte ein Mann vor seiner Haustür in Wettbergen zusammengeschlagen werden? Rache wäre ein Motiv.“

„Du glaubst, dass Wendhaus dahinter steckt?“ Bert denkt nach. „Schon möglich. Allerdings halte ich Wendhaus nicht für den Drahtzieher, der ist im Grunde zu anständig. Ich denke eher an seine Frau.“

Anna-Maria zuckt mit den Achseln. Sie hat erst vor ein paar Tagen erleben müssen, wie Helma Gatt-Wendhaus sein kann, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt: eiskalt, berechnend und gewöhnlich wie eine Nutte. Sollte sie Bert von ihrem Besuch in der Brauerei erzählen? Vorerst nicht, fällt sie sofort eine Entscheidung. Jedenfalls nicht, wenn er nicht danach fragt.

„Bist Du davon überzeugt, dass sie sprichwörtlich über Leichen geht? Der Polizeibeamte hat mir gesagt, dass Harry Beckermann in Lebensgefahr geschwebt hat. Mein Gott, ist das furchtbar.“

„Wir sollten der Polizei diesen Hinweis mit dem Kommentar und den möglichen Racheabsichten nicht vorenthalten“, sagt Bert.

„Es könnte die Polizei auf die richtige Spur bringen. Und wenn an meiner Annahme nichts dran ist, wird sich das schnell herausstellen.“