Leseprobe 1
Sie blickt in die Runde.
„Ich werde den Vorsitz im Vorstand übernehmen“, hört sie sich sagen. Ihre Gedanken schweifen um den Tod ihres Vaters, um den Verlag, um das, was auf dem Spiel steht. Ihr ist, als sagt diesen Satz ein anderer.
Einen Moment lang ist es still.
„Zumindest vorerst“, fährt sie mit ernster Miene fort. „Ich weiß, dass ich mich einer großen Verantwortung sowie einer noch größeren Herausforderung stellen muss. Ich möchte Sie deshalb innig bitten, mir zu helfen und mir schnell einen Einblick zu verschaffen. Und zeigen Sie mir schonungslos mögliche Probleme auf. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie jetzt denken: Die soll mal die jungen Pferde im Stall lassen. Das kann nicht sein, die hat doch keine Ahnung von dem, was hier vorgeht. Und ihr fehlt die Kompetenz. Ich versichere Ihnen, dass ich Sie alle in meine Arbeit einbeziehen werde, Alleingänge kommen für mich nicht in Frage. Ich baue auf Sie.“
Jablonski blickt zu Pelletier. Die anderen im Raum, von Maria Maeder abgesehen, ebenso. Die Maeder kann Pelletier nicht richtig sehen, weil zwischen ihnen Anna-Maria Brentano sitzt. Die nicht mehr ganz junge Chefsekretärin verzieht ein wenig das Gesicht. So, als wolle sie sagen: na, dann mal zu.
„Und wenn Sie sich fragen, warum macht sie das, weshalb tut sie sich das an, statt sich ein schönes Leben zu machen, sage ich Ihnen: Die Herausforderung steht ganz oben. Ich will und werde mir selbst beweisen, dass ich das kann."